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Surfen im Beta-Nebel?

Viele Sites verwenden Browserfeatures, von denen die Programmierer der Webbrowser nicht einmal genau wissen, ob sie überhaupt funktionieren würden, wenn sie auch nur einen Bruchteil der nötigen Entwicklungszeit zur Verfügung gehabt hätten.

Was so kompliziert klingt, ist einfach erklärt: im Wettkampf um Marktanteile überbieten sich die Hersteller der großen Webbrowser gegenseitig mit Funktionen und Features. Die Versionsnummern klettern schneller als die Börsenkurse, Betaversionen werden nicht einmal mehr intern ausführlich getestet.

Diese Features sorgen dafür, daß man auf Webseiten zumindest rein technisch realisieren kann, was bislang nur in Authoringsystemen für CD-ROM-Anwendungen möglich war - sich selbst ändernder Inhalt, springende Buttons, Sound und Video.

So toll das klingen mag, so unsinnig ist es meistens im Web, denn diese Funktionen bringen oft nur Balast in Form von zu ladenden Daten mit sich. Statt einer Grafik für einen Button werden zwei geladen, statt einem einfachen Standbild im Kinoführer gleich ein ganzer Filmausschnitt geladen. Um optische Tricks zu realisieren, wird in verschiedenen Plugins gearbeitet, die oft erst in Pre-Release-Versionen existieren.

Ältere oder einfach auch nur andere Browser können diese Features grundsätzlich nicht oder nicht so nutzen, wie man sie sich vorstellt. Daher muß man als guter Webmaster eine Site ohnehin so gut wie doppelt aufbauen, einmal "multimedial", einmal "einfach und gut". Unterschieden wird entweder über die Auswahl des Benutzers oder ein JavaScript, das je nach installierten Plugins und Browserversion automatisch zwischen den verschiedenen Versionen einer Site wechselt.

Als Anwender hat man also eigentlich die Wahl - man muß sie nur nutzen. Wer einfach nur schnell und ohne blinkende Umwege an Inhalte kommen will, sollte daher die Gelegenheit nutzen, alles auszuschalten, was irgendwie instabil sein könnte.

Normalerweise ist man wesentlich besser damit bedient, wenn man z.B. JavaScript, Java, Plugins oder aktives Skripting in den Einstellungen zum Programm ausschaltet. Auch andere Sites erscheinen dadurch vollkommen neu: es werden dem Benutzer z.B. keine "von alleine" aufspringende Werbefenster oder Fernbedienungen mehr vorgesetzt, keine störenden Trailer beim Betreten der Site werden minutenlang geladen und selbst marktführende Browser laufen plötzlich wochenlang stabil ohne Abstürze und Sicherheitsrisikos.

Wenn dennoch am Debugging der Browser teilnehmen möchte, sollten sich gleich die nächste Beta vom Marktmonopolisten ihrer Wahl holen und einfach blind alles einschalten. Das löst zwar keine Probleme, erhöht aber den Marktanteil enorm. Die Browser der genannten Organisationen haben übrigens einen Marktanteil von über 280%. Helfen Sie noch heute mit, diesen Wert zu steigern!

Bekannte Monopolisten für Webbrowser sind z.B.

Anders Henke, 16.02.1999